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I´am
the Jam
Was
er anpackt, hat Stil: GORDON CAMPBELL
GRAY gehören einige der schönsten
Hotels der Welt. Traveller’s
World hat ihn in London besucht.
Sehr
sophisticated wirkt er, als er die
Suite im One Aldwych betritt. Raumfüllend
und dennoch unauffällig. Helle
Haare, wache, stahlgraue Augen,
ein sanftes Gesicht, ein fester
Händedruck. Cremefarbener Maßanzug,
offenes Hemd, edle, mokkabraune
Schuhe. Das Outfit ist eins mit
dem Styling seines Hotels: Perfektes
Understatement, beste Materialien,
nichts Lautes, nichts Überflüssiges,
alles am richtigen Platz.
„How can it be smart to be
like every-one else?“ fragte
Gordon Campbell Gray unlängst
in einem Leitartikel der Financial
Times in London. Die These scheint
ebenso ungewöhnlich wie die
Tatsache, dass ein Hotelier an derart
prominenter Stelle nach seiner Meinung
gefragt wird. Dass daraus ein Plädoyer
für Individualität wurde,
hat nur die-jenigen verwundert,
die weder Gordon Campbell Gray noch
seine Hotels ken-nen. Was macht
einen konservativ er zogenen, schottischen
Fabrikantensohn zu einem der innovativsten
Hoteliers Europas, der mit nur einem
Hotel – dem One Aldwych in
Londons fashionablem Theater-District
– mehr Aufsehen erregte als
so manche internationale Luxushotelkette?
Was machen Sie anders als andere,
Herr Campbell Gray?
Als
ich mit 18 mit der Familie zum Lunch
in ein Country Hotel fuhr, stell-te
ich fest, dass nichts stimmte, weder
das Dekor, noch das Essen. Da beschloss
ich Hotelier zu werden. Zum Entsetzen
meines Vaters, der meinte, man steigt
in Hotels ab, aber man arbeitet
nicht darin. Aber ich hatte ein
Ziel: ein eigenes Hotel, nicht trendy,
sondern klassisch modern. Umweltbewusst,
mit erstklassigem Service und zeitgemäßem
Design. Mit Details wie interessanten
Kunstobjekten, bester Bettwäsche
und Blumen-arrangements, einer guten
Leselampe, der besten Air Condition.
Nichts Offen-sichtliches. Nach meiner
Defnition muss wahrer Luxus eher
unsichtbar sein.“
Ein
Ästhet, ohne Zweifel. Sensibel,
nicht unnahbar, aber distanziert.
Geschieden, kinderlos, ohne Altersangabe.
GCG kommt aus seinem Haus in Londons
Nobelviertel Belgravia, gestern
war Sonntag, ein Tag, an dem er
meist seine Uhr auszieht, das Telefon
abstellt, Stille braucht, um seine
Gedanken zu sammeln. „So schaffe
ich mir meine eigene Auszeit. Zum
Innehalten, zum Nachdenken. Gerade
jetzt, nach einer Woche voller Hektik
und Geschäftigkeit ...“
Womit
wir bei Ihren neuen Plänen
wären... „Ja, es tut
sich so viel. Vor acht Jahren habe
ich das One Aldwych in London erö?net,
vor zweieinhalb Jahren das Carlyle
Bay auf der Karibikinsel Antigua.
Dazwischen bekam ich unzählige
Angebote, aber ich hab mir Zeit
gelassen. Die braucht man einfach,
um die DNA eines Hotels zu kreieren.
In-zwischen arbeiten wir an mehreren
Pro-jekten gleichzeitig: als Management
Gesellschaft übernehmen wir
schon bald das Duke Hotel, St. James,
in London und eines in Sussex. Ein
Schloss in Schottland ist im Gespräch.
2007 wollen wir ein Hotel in Beirut
eröffnen. Eine tolle Lage,
ein großartiges Stadthotel.
Das Design, das ich wie in London
und auf Antigua mit Mary Fox Linton
zusammen entwickelt habe, ist fast
fertig: sehr sexy, sehr sophisticated,
eine Cigar Lounge, ein Open Air
Restaurant mit Blick über die
Stadt. Wenn die politische Situation
wieder stabil ist, wollen wir unter
den Ersten sein, die dort präsent
sind. 2008 folgt dann das Blue City
Hotel im Oman: ein moderner, weißer
Palast, unsere zeitgemäße
Interpretation von islamischer Architektur.
Wir verwenden viel Naturstein, viel
Glas.“
Wer
ist eigentlich wir, will ich wissen.
Ein fast schüchternes Lächeln.
„Wenn ich ´wir’
sage, meine ich mein Team. Aber
gleichzeitig auch mich“, antwortet
Gordon Campbell Gray. „Es
mag arrogant klingen, aber ich weiß,
was wirklich gut ist. Dennoch ist
es natürlich nicht ´mein’
Hotel oder ´mein’ Design.
Das ist immer Teamarbeit, mit dem
Manager, dem Designer, dem Hotelpersonal.
Sie sind das Brot und die Butter,
ich bin die Marmelade.“ Und
Marmelade entscheidet letztendlich
über den Geschmack… „Ja,
ich bin ein Autokrat in der Verkleidung
eines Demokraten. Dabei extravagant
und als Schotte gegen jede Form
von Vergeudung. Das bedeutet auch
Umweltbewusstsein: In meinen Hotels
gibt es ein erstklassiges Wasseraufbereitungssystem,
keine Chemie, nur ökologisch
einwandfreie Produkte. Ich mag kein
Hühnchen, das mit Hormonen
vollgepumpt ist, meine Gäste
sollen es auch nicht essen. Alles
ist echt und daher einfach. Niemals
protzig, sondern pur, perfekt und
unaufdringlich. Wenn etwas richtig
ist, ist es richtig. Nicht mehr
und nicht weniger. Das ist intelligent.“
Die Intelligenz scheint anzustecken.
Seine Hotels sind ständig ausgebucht,
Erfolg misst er an der erstaunlich
hohen Zahl der Gäste, die immer
wiederkommen.
Weil
ein GCG Hotel nicht nur zeitgemäß
schick ist, sondern Atmosphäre
hat; relaxed wirkt, Kultiviertheit
ausstrahlt,ohne aufdringlich zu
sein. Am liebsten sitzt Gordon Campbell
Gray unerkannt in der Halle seines
Hotels. Ein elegant gestylter Gentleman,
den man am ehesten für einen
Künstler halten könnte.
Er schaut sich um und kommt –
acht Jahre nach der Eröffnung
– zu dem Ergebnis: Alles ist
noch genau richtig, die weißen
Säulen, die mini-Ein weiteres
Credo: Geld allein macht nicht glücklich.
„Viel Geld zu verdienen war
nie meine Hauptantriebsfeder. Ich
will schöne Dinge kreieren,
auf die ich stolz sein kann. Und
die dann hoffentlich auch erfolgreich
sind. Vor allem mag ich keine Kopien.
Mein bestes Jackett aus der Saville
Row habe ich zum Schneider in Hongkong
gebracht. Was dabei heraus kam,
habe ich nie getragen, weil es sich
nicht richtig anfühlt. Das
Problem ist, dass eine Kopie immer
eine Kopie bleibt und nie so gut
sein kann wie das Original. Und
Originale kann man nicht in Masse
produzieren. Große Maler können
auch nicht Bilder am Fließband
produzieren...“ Wobei wir
bei Gordon Campbell Gray als Kunstexperte
und Sammler wären. 350 Originale
hat er für das One Aldwych
selbst ausgesucht, einige Bilder
sind von ihm gemalt. „Aber
keiner weiß, welche es sind,
es wäre schrecklich, wenn man
sie nur aus Höflichkeit gut
finden ..
....
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